Die mediale Welt eröffnet uns eine schier unendliche Anzahl von Möglichkeiten, von denen wir täglich eine Vielzahl nutzen. Obgleich ich diese Errungenschaften mit ihren ganzen Vorteilen auch nutze und zu schätzen weiß, so birgt sie auch Gefahren. Setzt man sich dieser berauschenden Welt zu sehr aus und verfällt in den typischen Passivmodus, so kann es sein, dass die eigene Phantasie auf der Strecke bleibt. Bei Kindern ist das noch anders. Da bestimmt noch die Phantasie das Spiel und Leben. Die Welt der kindlichen Phantasie ist ebenso unbegrenzt wie die digitale Welt. In gewisser Hinsicht haben die beiden Welten etwas gemein. Ihren Eskapismus. Wobei man hier unterscheiden muss zwischen Flucht und Verarbeitung und/oder reines Vergnügen. Kinder nutzen Ihre Phantasiewelt einerseits zur Flucht aus der realen Welt, andererseits nutzen sie diese aber auch zugleich, um die Geschehnisse der realen Welt zu verarbeiten. Dieser Phantasiewelt kann man dann z.B. durch das Vorlesen von Geschichten auf die Sprünge helfen. Den Rahmen der jeweiligen Phantasiewelt ergibt sich aus der Geschichte selbst und umschreibt sie mit Ihren farbenprächtigen Facetten und spannungsgeladenen Geschehnissen. Doch die eigentliche Ausschmückung und somit komplette Entfaltung erlangt die Geschichte mit Hilfe der kindlichen Phantasie. Der Vorleser hat durch die Art und Weise wie er vorliest, gewisse Einflüsse darauf und kann sie lebhafter machen. Die Krönung dessen ist, dass sich die Geschichte „echt“ anfühlt, wie Bastian es in der „unendlichen Geschichte“ erlebt. Dann ist das Kinderherz glücklich und zufrieden. Beeindruckend ist, dass Kinder in der Lage sind, diese Phantasiewelt über kurze Zeiträume im Kopf aufrecht zu erhalten und so kann man, wie mit einem „Klick“ auf eine Pausentaste, die Geschichte anhalten und am nächsten Tag anknüpfend fortführen.
©Christian Heinen